Philosophie

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Komplexe Systeme erfordern einfache Regeln!

Was zunächst wie ein Paradoxon klingt, ist für mich die Antwort auf die zunehmende Komplexität von Organisationen, Prozessen oder Softwareanwendungen. Viele Organisationen neigen dazu, ihr Regelwerk möglichst detailliert zu formulieren. Dies mündet darin, dass Einzelfallregelungen entstehen und somit der erste Schritt in die Komplexitätsspirale getan ist. Diese Regelwerke wachsen, bis der Kern der Regelung nicht mehr erkennbar ist.

Olivia Mitchell hat in Ihrer Einfachheitskurve (Link) dargestellt, worauf es im Umgang mit Komplexität ankommt: Einfache und elegante Lösungen zu finden. Dazu ist es unumgänglich das System in Gänze zu verstehen. Die Kunst besteht nun nicht darin, alle Einzelfälle zu kennen und für nahezu jeden eine Regelung zu schaffen. Viel mehr besteht sie darin, die Wirkmechanismen des Systems zu erkennen und daraus Lösungen zu entwickeln, welche die Komplexität reduzieren.

„Mathematik ist die Kunst, rechnen zu vermeiden.“

Nach einer Anekdote über Karl Friedrich Gauß bekam die Klasse die Aufgabe die Zahlen von 1 bis 100 zu addieren. Während der Rest der Klasse die Zahlen von 1 bis 100 einfach addierte, hat er darin eine Systematik gesehen (Gaußsche Summenformel) und musste lediglich 51 x 101 rechnen, um das richtige Ergebnis zu erhalten.

Gauß hat die Zahlen – also einzelnen Elemente – nicht isoliert betrachtet. Er hat Sie in Ihrer Gesamtheit betrachtet und eine Regelmäßigkeit gesehen. Daraus konnte er eine Regel formulieren, die den Rechenaufwand minimiert, universell anwendbar ist und das exakte Ergebnis liefert.

Ich möchte analog dazu “Organisation ist die Kunst, Arbeit zu vermeiden“ formulieren. Dazu müssen ebenso die einzelnen Elemente des Systems in Ihrer Gesamtheit betrachtet und ihr Zusammenspiel verstanden werden, um sich in die Lage zu versetzen, das System wirkungsvoll zu steuern.

Es wird klar, dass die einfache Regel die wesentlich anspruchsvollere Variante und daher seltener zu finden ist.

Schließlich darf bei dieser eher technischen Sichtweise nie außer Acht gelassen werden, dass Menschen Ihre Organisation bilden. Sind menschliches Verhalten und menschliche Bedürfnisse nicht elementarer Bestandteil ihrer Lösung, steht es schlecht darum, dass diese jemals tatsächlich in der Praxis gelebt werden.